Die Hövelsenne

 

(Quelle: Wikipedia)

 

Hövelsenne ist ein Ortsteil der Gemeinde Hövelhof im Kreis Paderborn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland der bis 1974 fast vollständig der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Senne weichen musste. Die Entfernung vom ehemaligen Hövelsenner Ortskern bis zum Hövelhofer Ortskern betrug etwa 5,0 Kilometer. Die Gemarkung von Hövelsenne war nie eine politisch eigenständige Gemeinde, sondern gehörte seit der Entstehung im 17. Jahrhundert, zur Gemeinde Hövelhof.

 

Besiedelt wurde Hövelsenne ab 1659 durch Bauern aus dem Delbrücker Land. Die Bauern siedelten sich zuerst entlang der Bachläufe vom Krollbach, Knochenbach und Haustenbach in Form von Riegen an, es entstand ein so genanntes Reihendorf. Die damalige Bevölkerung gehörte vollständig der Katholischen Kirche an. Im Jahr 1800 wurde in Hövelsenne eine eigene Schule, die sogenannte „Pannkaukenschule“ errichtet. Die Hövelsenner Kirche wurde erst 1923 gebaut, bis dahin musste die fünf bis acht Kilometer entfernte Kirche in Hövelhof besucht werden. Das neue Gotteshaus war dem hl. Josef geweiht und wurde fast vollständig durch Spenden finanziert und in Eigenleistung errichtet. Die Sonntagsgottesdienste wurden fünfzig Jahre, bis zur Auflösung im Jahre 1974, von den Patres des Salvator-Kollegs in Klausheide gefeiert. Mittwochs kamen die jeweiligen Hövelhofer Vikare zum Gottesdienst und zum Religionsunterricht in die Schule. Im Ortskern um Kirche und Schule siedelten sich später noch kleine Handwerker sowie ein Kolonialwarenladen mit Gaststätte an. Ansonsten war Hövelsenne eine sogenannte Streusiedlung, die sich über die gesamte Gemarkung verteilte und vor Beginn der Auflösung im Jahre 1939 etwa 800 Einwohner hatte.

 

Im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Senne musste ab 1939, wie zuvor schon der weiter östlich in der Mitte des Übungsplatzes gelegene Ort Haustenbeck, fast der gesamte im Osten von Hövelhof gelegene Ortsteil Hövelsenne geräumt werden. Einschließlich der aus dem Jahr 1800 stammenden Schule (1966) und der erst 1923 errichteten St. Josefs-Kirche (1974) mussten 135 Häuser und Höfe geräumt werden. Es begann der Umsiedlung erster Teil:

 

Für die etwa 800 Hövelsenner bedeutete die Umsiedlung den Verlust der angestammten Heimat. Eine Umsiedlungskommission der Reichsumsiedlungsgesellschaft bot ihnen u. a. Hofstellen weit weg von der Heimat an. Wer sich nach mehreren Angeboten nicht entscheiden konnte oder mit dem Preis nicht einverstanden war, wurde zwangsumgesiedelt. Dies geschah besonders im Osten von Hövelsenne, weil man dort schnell Schussbahnen schaffen wollte.

 

So zogen 20 Familien nach Mecklenburg, sechs ins Rheinland, vier ins Delbrücker Land, sechs ins Münsterland, sieben nach Lippe, zwei nach Heddinghausen, vier nach Schloß Holte-Stukenbrock und einzelne u. a. nach Bielefeld, Fulda, Lipperode, Sennestadt, Oerlinghausen; aber 56 Familien, überwiegend die kleineren Nebenerwerbsstellen, konnten in Hövelhof ein Baugrundstück erwerben. Die Umsiedlung der Bewohner geriet aufgrund des Fortschreitens des Zweiten Weltkriegs und der damit verbundenen Wohnungsnot 1942 ins Stocken und konnte nicht mehr abgeschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Umsiedlung mit etwa 65 verkauften Eigentümern erst etwa zur Hälfte abgeschlossen, so dass ein Großteil der Bewohner in Hövelsenne vorläufig wohnen bleiben konnte. Auch zwei Familien aus Haustenbeck, in der Mitte des Truppenübungsplatzes gelegen, die bis dahin keine neue Wohnung fanden, wurden 1939 in bereits geräumte Häuser in Hövelsenne einquartiert. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fanden in den etwa 50 noch bewohnbaren, aber leerstehenden Häusern auch zeitweilig Ost-Vertriebene und Ausgebombte eine neue Bleibe in Hövelsenne, wobei oft zwei bis drei Familien auf engstem Raum in einem Gebäude untergebracht wurden. Es begann der Umsiedlung zweiter Teil:

 

Die Bewohner von Hövelsenne, deren Gebäude sich ja schon seit 1939 bis 1942 im Staatsbesitz befanden, erhielten 1962 ihre Kündigung und mussten ihre Häuser räumen. Verträge, die in der Zeit des Nationalsozialismus geschlossen, aber nicht mehr zum Abschluss gekommen waren, wurden für rechtens erklärt. Die Besitzer wurden nach dem von 1939 festgelegten Wert entschädigt. Besitztümer, die 1939 noch nicht verkauft wurden, wurden ab 1962 zum aktuellen Wert entschädigt. Die Hövelsenner Volksschule (Pannkaukenschaule) wurde zu Ostern 1966 geschlossen, die 27 verbliebenen Schüler wurden danach in der Hövelhofer Mühlenschule unterrichtet. Im Jahre 1973, zu einem Zeitpunkt, als Hövelsenne schon fasst vollständig geräumt war, wurde in Hövelsenne noch das 50-jährige Kirchen-Jubiläum der St.-Josefs-Kirche gefeiert. Die letzte Familie verließ Hövelsenne Anfang 1974. Am 3. November 1974 konnte unter großer Anteilnahme in der St.-Josefs-Kirche noch einmal eine Hubertusmesse gefeiert werden. Danach wurde im Bereich Hövelsenne die Schießbahn F gebaut. Am 11. September 1985 wurde die inzwischen zur Ruine zerschossene Kirche von Hövelsenne gesprengt.

 

Heute befindet sich nur noch ein kleiner bewohnter Bereich der ehemaligen Hövelsenner Gemarkung außerhalb des Truppenübungsplatzes. Hier befinden sich unter anderem, die Heidschnuckenschäferei der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne und im ehemaligen Haus Menning (Nr. 68) befindet sich die Geländebetreuungsstelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit ihrem Bauhof. An der rechten Seite der Sennestraße befindet sich direkt vor der Grenze zum Truppenübungsplatz eine kleine Kapelle, die Hövelsenner Kapelle. (www.hövelsenner-kapelle.de)

 

Innerhalb des Truppenübungsplatzes stehen im Bereich Hövelsenne nur noch hier und da ein paar Mauerreste. Dort, wo einst die Kirche stand, erinnert heute ein Gedenkstein an sie. Die ehemaligen Hofstellen sind aber auf Grund der dort stehenden Eichen noch gut erkennbar, soweit diese nicht in der Schussbahn liegen. Der Zugang dorthin ist auf eigene Faust nicht gestattet. Es werden aber mehrmals pro Jahr von der erwähnten Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e. V. ab der bekannten Heidschnuckenschäferei anmeldepflichtige Führungen zu Fuß und per Fahrrad auf den Truppenübungsplatz angeboten, die in der Regel auch durch den Bereich Hövelsenne führen. Außerdem befindet sich im Heimatzentrum OWL in Hövelhof eine kleine Ausstellung über Hövelsenne, in der die Geschichte Hövelsennes nachzulesen ist und alte Fotos und einige Einrichtungsgegenstände aus der Kirche ausgestellt sind.